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THERMOTHERAPIE:

WIE KÄLTE UND WÄRME WIRKEN

Ein heißes Bad bei einem beginnenden Infekt oder ein Kühlpad bei einer Prellung: Fast jeder hat intuitiv schon auf die Heilkraft von Wärme oder Kälte vertraut und gute Erfahrungen damit gemacht. Thermotherapie – so die medizinische Bezeichnung – ist ein bewährtes Naturheilverfahren, bei dem gezielt kalte oder warme Temperaturreize die Selbstheilungskräfte des Körpers aktivieren. Dabei kommen auch Kälte und Wärme im Wechsel zur Anwendung, etwa bei Kneippschen Wasseranwendungen oder in der Sauna. Verschiedene Therapieformen machen sich in vielfältigen Anwendungsgebieten Wärme oder Kälte zunutze. Sie werden oft kombiniert mit Physiotherapie oder einer Bädertherapie. Leichte Beschwerden lassen sich gut in Eigenregie lindern. Doch es gibt auch Gegenanzeigen, die eine Thermotherapie einschränken und in jedem Fall berücksichtigt werden sollten. Im Zweifelsfall empfiehlt sich vor einer häuslichen Anwendung eine Rücksprache mit einer Ärztin oder einem Arzt.

Heiß oder Eis?

Wirkprinzip

Wärme, lokal angewendet, fördert die Durchblutung und regt den Stoffwechsel an: Das erwärmte Gewebe wird vermehrt mit Sauerstoff und Nährstoffen versorgt, Abbauprodukte des Stoffwechsels können besser abtransportiert werden, das Immunsystem wird gestärkt. Darüber hinaus entspannt die meist als sehr angenehm empfundene Wärme die Muskulatur, macht Bindegewebe geschmeidiger und steigert das Wohlbefinden.

Therapieformen

Zu den Methoden der Wärmetherapie gehören Heißluft, Ultraschall, Heiße Rolle, Infrarotstrahlung, Paraffinbäder, Packungen oder Bäder mit Heilerden, Sauna und Überwärmungsbäder. Einige davon kann man leicht in Eigenregie zu Hause durchführen.

Anwendungen für zu Hause

  • Wärmflasche bei Bauchkrämpfen und Menstruationsbeschwerden
  • Kirschkern- oder Körnerkissen (vorgewärmt) bei Verspannungen oder Rückenschmerzen
  • Heißes Bad mit anschließender Ruhephase bei einem beginnenden Infekt (nicht bei Fieber anwenden)
  • Heiße Rolle aus Handtüchern (Wärmeanwendung mit Massageeffekt) bei Schmerzen und Verspannungen
  • Infrarotlichtlampe bei Muskelschmerzen, Rückenbeschwerden und Nasennebenhöhlenentzündung (Sicherheitsabstand einhalten, Augen schützen)
  • Wärmepflaster bei Verspannungen, Nacken- oder Rückenschmerzen
  • Warme Brustwickel bei Beschwerden der Atemwege

Wärme nicht anwenden bei akuten entzündlichen Prozessen und Herzbeschwerden. Vorsicht mit Wechselanwendungen bei Herzerkrankungen.

Wirkprinzip

Eine Kälteanwendung verengt die Blutgefäße, bremst den Stoffwechsel und mindert lokal entzündliche Prozesse, reduziert die Leitgeschwindigkeit der Nerven und damit die Aktivität der Schmerzrezeptoren. Kälte erhöht bei kurzzeitiger Anwendung den Muskeltonus und entspannt ihn bei längerer Anwendung: Schwellungen und Blutergüsse gehen zurück, Schmerzen werden gelindert, Fieber kann gesenkt, Verkrampfungen der Muskulatur können gelockert werden.

Therapieformen

Formen der Kälteanwendung sind Kaltwasserbäder und -güsse (10 bis 15 °C), Eisbäder (6 bis 12 °C), Eisbeutel und -kompressen, Massagen und Abreibungen mit Eis, Verdunstungskälte durch Vereisungssprays, Packungen mit gefrorenen Gelbeuteln, Ganzkörperexposition in Kältekammern. Der Kälteschock in der Kältekammer bei Temperaturen von bis zu minus 110 °C und noch darunter hält als Trend aus dem Leistungssport jetzt auch im Fitness- und Wellnessbereich Einzug. Für häusliche effektive Anwendungen reichen auch weniger extreme Temperaturen.

Anwendungen für zu Hause

  • Kühle, feuchte Kompressen bei Insektenstichen und Sonnenbrand

  • Quarkwickel bei Schmerzen oder Milchstau

  • Wadenwickel können Fieber senken (nicht bei kalten Füßen anwenden)

  • Kältekompressen und Kältepads bei Prellungen oder Verstauchungen

Bitte Vorsicht mit Kaltanwendungen bei Durchblutungs- und Empfindungsstörungen sowie einer Kälteallergie. Bei einer Kälteallergie treten Juckreiz, Quaddeln und Hautausschlag auf, nachdem die Haut Kälte ausgesetzt wurde. Es kann auch zu Fieber, Schüttelfrost und Kopfschmerzen kommen. In Deutschland leiden geschätzt 50.000 Menschen unter einer Kälteallergie.

IMMUNSYSTEM STÄRKEN DURCH WECHSELANWENDUNGEN

Saunagänge, Wechselfußbäder oder Wechselduschen trainieren durch wechselnde Kälte- und Wärmereize – die Anwendung immer mit Kälte abschließen – die Gefäße, regen den Stoffwechsel an, stärken das Immunsystem und machen gute Laune.

Was passiert in der Kältekammer?

Ganzkörperkälteanwendungen in extremer Form bis minus 110 °C und darunter sind im Trend und vielversprechend: bessere Leistungen im Sport, Linderung bei chronischen Schmerzen und Juckreiz, weniger Ängste, leichteres Abnehmen und ein allumfassendes Wohlbefinden. Kälte scheint also ein echter Tausendsassa zu sein. Die heilende und schmerzlindernde Wirkung von Kälte ist seit Jahrtausenden bekannt. Seit den späten Siebzigerjahren, als der der japanische Rheumatologe Dr. Toshima Yamauchi zur Behandlung von rheumatoider Arthritis erstmals auf Temperaturen von minus 170 °C setzte, kommt Kälte auch in ihrer Extremform zum Einsatz.

Diese Form der Kryotherapie, bei der der ganze Körper für wenige Minuten extremer Kälte ausgesetzt wird, ist im Profisport längst Alltag, im medizinisch-therapeutischen Bereich vielfach empfohlen und inzwischen auch im Wellness- und Fitnessbereich angekommen. Wissenschaftlich belegt ist die Wirksamkeit der Ganzkörperkältetherapie nicht, dennoch spricht – sofern keine Kontraindikationen vorliegen – nichts gegen einen klirrend-kalten Selbsttest.

Kryotherapie extrem

Zwei Arten von Kältekammern sind zu unterscheiden: In elektrisch betriebenen Kammern – hier finden mehrere Personen Platz – wird der ganze Körper samt Kopf Temperaturen von meist um minus 110 bis minus 120 °C für drei Minuten ausgesetzt. Davon zu unterscheiden sind auch Eistonnen oder Eissauna genannte Ein-Personen-Kabinen, bei denen der Kopf herausschaut. Diese arbeiten mit flüssigem Stickstoff und erreichen deutlich tiefere Temperaturen von bis zu minus 160 oder gar minus 180 °C. Während der Anwendung wird nur Badebekleidung getragen, empfindliche Stellen wie Ohren, Stirn, Brustwarzen, Hände und Füße werden gesondert geschützt. Ein Mundschutz verhindert, dass die kalte, trockene Luft die Lunge schädigt, Haut und Haare müssen komplett trocken sein. Natürlich kann man die Anwendung jederzeit abbrechen.

Kälte setzt Reize

Kältebehandlungen beeinflussen unsere Durchblutung, den Stoffwechsel, das Hormon- und Immunsystem. Starke Kälte setzt extreme Reize: Blutgefäße verengen sich, der Stoffwechsel verändert sich, Kälteschutzhormone werden ausgeschüttet, Schmerzrezeptoren werden gehemmt. Entsprechend breit gefächert sind die Anwendungsgebiete dieser Form der Kryotherapie, wobei die empfohlene Häufigkeit der Anwendung unterschiedlich sein kann:

  • Medizinisch-therapeutischer Bereich: entzündlich bedingte Erkrankungen wie Rheuma oder Arthritis lindern, chronische Schmerzen bei Fibromyalgie, Migräne sowie im Stütz- und Bewegungsapparat reduzieren, Juckreiz von Hauterkrankungen wie Neurodermitis und Schuppenflechte lindern, psychische Erkrankungen wie Angststörungen, Depressionen oder Erschöpfungszustände abmildern
  • Sportsektor: Leistungsfähigkeit verbessern, Regeneration beschleunigen, Muskelkater verhindern, Sportverletzungen heilen
  • Wellness- und Beautybereich: als Anti-Aging-Anwendung, Anwendung bei Cellulite, guten Schlaf fördern, Immunsystem stärken, beim Abnehmen helfen, Lebensgeister wecken, Glücksgefühle auslösen

Was kann die Kältekammer, wann ist sie tabu?

Vielfach werden die positiven Effekte solcher Frostkuren gerühmt, doch die wissenschaftliche Datenlage ist vorerst uneindeutig. Bisher vorliegende Studien arbeiten mit nur wenigen Teilnehmenden, die Abbruchquote der Testpersonen ist verhältnismäßig hoch, mögliche Nebenwirkungen wie Unwohlsein oder Kälteschädigungen werden nur unzureichend dokumentiert. Auch gibt es keine verlässlichen Aussagen darüber, ob bestehende Beschwerden sich langfristig bessern. Im Einzelfall ist sicher zu überlegen, ob nicht auch andere, weniger aufwändige Formen der Kryotherapie die bestehenden Beschwerden lindern können.

Kontraindiziert ist die Ganzkörperkältetherapie bei

  • bestehenden Infekten
  • Diabetes
  • Klaustrophobie
  • Herz-Kreislauf-Erkrankungen mit Bluthochdruck oder Herzrhythmusstörungen
  • frisch Operierten
  • Neigung zu Thrombosen
  • Epilepsie
  • Suchterkrankungen
  • Kälteüberempfindlichkeit
  • Schwangerschaft

Inzwischen gibt es Kältekammern oder Eistonnen in vielen Fitness- und Wellnesseinrichtungen. Wer Lust an extremer Kälte hat, sollte vor einer ersten Anwendung Rücksprache in der hausärztlichen Praxis halten und seine körperliche Eignung checken lassen.

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