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LONG COVID

Wer ist betroffen, was sind die Ursachen?

Eigentlich von Corona genesen, doch noch immer erschöpft und krank? So fühlen sich Betroffene, die an Long COVID, auch bekannt als Post-Covid-Syndrom, leiden. Symptome wie Müdigkeit, geringe Belastbarkeit, Geruchs- und Geschmacksstörungen, Atembeschwerden oder Konzentrations- und Gedächtnisprobleme können noch Wochen oder sogar Monate nach einer akuten Corona-Erkrankung Betroffenen schwer zu schaffen machen. Was steckt dahinter, wer ist betroffen und welche Risikofaktoren gibt es?

Breite Symptompalette

Manche Betroffene fühlen sich wie um 30 Jahre gealtert und außerstande, ihren Alltag wie vor der Erkrankung ganz einfach zu managen. Die Palette der oben aufgeführten Symptome umfasst des Weiteren Schlaf- und Angststörungen, Schwindel, Juckreiz, Herzklopfen und Herzstolpern sowie Haarausfall. Auch Langzeitschädigungen an Organen wie Herz, Lunge oder Gehirn sind möglich. Unspezifische Symptome wie Abgeschlagenheit oder Konzentrationsschwäche sind möglicherweise als psychosomatisch bedingt einzustufen. Allgemeine Krisenstimmung, Lockdown und Kontaktbeschränkungen könnten dahinterstecken.

Inzwischen werden mehr als 200 Symptome mit Long COVID in Zusammenhang gebracht. So bleibt die genaue Diagnose schwierig, denn beispielsweise gibt es Bluttests als Indikatoren für Long COVID noch nicht. Das Fehlen einer eindeutigen medizinischen Definition für Long COVID lässt viele Betroffene zusätzlich unter mangelnder Akzeptanz leiden, sie fühlen sich einfach nicht ernst genommen.

Welche möglichen Ursachen für Long COVID sind bisher bekannt?

Die genauen Ursachen für Long COVID sind noch nicht geklärt. Zum einen könnten im Körper verbliebene Viren oder Bestandteile davon mit Verzögerung entzündliche Prozesse hervorrufen. Außerdem wurde bei Long-COVID-Patienten eine Verformung der Blutkörperchen beobachtet, die den Sauerstofftransport im Blut und damit die Versorgung der Organe beeinträchtigen könnte. COVID-19 kann zudem das Risiko für Thrombosen und Schlaganfälle erhöhen. Möglicherweise kommt es auch zu Autoimmunprozessen, also einer Fehlreaktion des überschießenden Immunsystems, das Abwehrstoffe gegen eigenes Gewebe bildet.

Wer ist betroffen?

Geschätzt sind etwa zehn bis 15 Prozent der Corona-Genesenen von Long COVID betroffen, genaue Zahlen liegen nicht vor. Treffen kann es im Prinzip jeden, junge und fitte Personen genauso wie ältere mit Vorerkrankungen. Studien deuten allerdings darauf hin, dass es bestimmte Risikofaktoren gibt: Dazu gehören Krankheitsverläufe mit mehreren gleichzeitig auftretenden Symptomen und sehr schwere mit längerer intensivmedizinischer Betreuung, ein hohes Alter, Vorerkrankungen an Lunge und Herz sowie starkes Übergewicht. Frauen sind deutlich häufiger betroffen als Männer, besonders im Alter von unter 50 Jahren. Sie entwickeln in vielen Fällen ein Erschöpfungssyndrom (Fatigue). Auch wenn die eigentliche Corona-Infektion fast symptomlos verlief, kann es zu Langzeitfolgen kommen.

Gibt es auch bei Kindern Long COVID?

Kinder haben meist milde Krankheitsverläufe von COVID-19 und sind nach vier Wochen in der Regel wieder fit. Doch berichten auch Kinder oder deren Eltern über typische und teilweise auch schwere Long-COVID-Symptome in einem Zeitraum von vier oder mehr Monaten nach der Akutphase. Die Studienlage ist noch sehr dünn.

Ein möglicher Zusammenhang zwischen einer sehr selten auftretenden multisystemischen Erkrankung (PIMS oder MIC) bei Kindern und COVID-19 ist noch nicht eindeutig geklärt.

Es erkranken mehr Frauen und Mädchen am Long-/Post-COVID-Syndrom als Männer und Jungen.

Long COVID oder Post COVID?

Long COVID: Beschwerden, die mehr als vier Wochen nach Infektion auftreten oder fortbestehen.

Post COVID: Beschwerden, die mehr als zwölf Wochen nach Infektion auftreten oder fortbestehen.

Informationen rund um das Thema Corona finden Sie auf unserer Website:

Gendermedizin

Warum es Geschlechtsunterschiede bei Krankheiten gibt

Frauen und Männer werden unterschiedlich krank: Derzeit sind Frauen in jüngeren Jahren häufiger von Long COVID betroffen als Männer. Doch wie ist das eigentlich bei anderen Erkrankungen? Können sich Krankheiten bei Männern und Frauen auf unterschiedliche Weise bemerkbar machen? Und benötigen Frauen und Männer auch eine unterschiedliche Therapie? Welche Ursachen stecken dahinter? Wie sieht die Krankheits- und Arzneimittelforschung aus?

Krankheits- und Arzneimittelforschung

Bis in die 1990er-Jahre wurden Krankheiten und die Wirkung von Arzneimitteln fast ausschließlich an Männern erforscht. Schon in ersten Laborversuchen werden Präparate an jungen männlichen Tieren getestet. An nachfolgenden klinischen Studien nehmen überwiegend Männer teil, der Anteil der Frauen schwankt, liegt aber oft nur bei etwa 30 Prozent. Gründe dafür sind die stärkeren Hormonschwankungen bei Frauen durch ihren Zyklus, die Einnahme von Verhütungsmitteln, Schwangerschaften sowie Unterschiede vor und nach den Wechseljahren. Dennoch werden Medikamente im Anschluss an klinische Studien für Männer und Frauen in gleicher Dosierung empfohlen.

Für bessere Forschungsergebnisse kommt es nicht darauf an, Frauen und Männer je zur Hälfte an allen Studien zu beteiligen. Wichtiger wäre eine Berücksichtigung nach Häufigkeit der Erkrankungen. Frauen sind häufiger von Osteoporose, Autoimmunerkrankungen und Erkrankungen der Schilddrüse betroffen, Männer erleiden einen Herzinfarkt oft vor dem 60. Lebensjahr (bei Frauen steigt das Risiko nach den Wechseljahren), und auch von einem plötzlichen Herztod beim Sport sind fast ausschließlich jüngere Männer betroffen. Hier wäre eine stärkere Beteiligung an Studien je nach Geschlecht sinnvoll.

Symptomatik bei Krankheiten

Bekannt sind die Unterschiede in der Symptomatik bei einem Herzinfarkt. Ein akuter starker Schmerz im Brustkorb mit Ausstrahlung in den linken Arm gehört zu den charakteristischen Anzeichen eines Infarkts. Bei Frauen allerdings dominieren oft andere Symptome wie Schmerzen im Oberbauch oder Rücken, Atemnot und Übelkeit. Ein rechtzeitiger Notruf auch bei diesen unspezifischen Symptomen kann bei einem Herzinfarkt lebensrettend sein. Doch auch bei anderen Erkrankungen kann es geschlechtsspezifische Unterschiede und abweichende Bewältigungsmechanismen geben, etwa bei einer Depression. Bei Frauen macht sie sich oft durch Antriebslosigkeit und extreme Niedergeschlagenheit bemerkbar. Männer neigen eher zu einem unbeherrschten, aggressiven Verhalten und flüchten sich häufiger in Abhängigkeitserkrankungen wie Alkoholismus als Frauen.

Wirksamkeit von Medikamenten

Medikamente können bei Männern und Frauen unterschiedlich wirken. Verantwortlich dafür sind die unterschiedlichen genetischen Voraussetzungen basierend auf den Geschlechtschromosomen (XY bei Männern, XX bei Frauen). Sie bestimmen die Körperzusammensetzung, also die Anteile an Körperfett und Muskelmasse, die Herz-Kreislauf-Funktionen, das Immunsystem und die Verdauung und damit die Wirksamkeit von Medikamenten. In einigen Fällen sind die Nebenwirkungen von Medikamenten bei Frauen um 30 Prozent höher als bei Männern, was dazu führt, dass Frauen eine Therapie häufiger abbrechen. Bei einem in den USA angewendeten Schlafmittel stellte sich heraus, dass bei Frauen noch am Folgemorgen deutliche Mengen im Blut nachgewiesen werden konnten, was vermehrt zu Unfällen geführt hatte. Hier wurde inzwischen die Dosierungsempfehlung angepasst, Frauen wird jetzt nur noch die halbe Dosis empfohlen.

Eine gesunde Lebensweise mit einer abwechslungsreichen Ernährung, viel Bewegung und einem guten Stressmanagement stärkt das Immunsystem von Frauen und Männern gleichermaßen und unabhängig vom Lebensalter. Eine regelmäßige Teilnahme an Vorsorgeuntersuchungen hilft, Erkrankungen frühzeitig zu erkennen und erfolgreich zu therapieren.

Immunsystem stärken? So geht’s!

Ein starkes Immunsystem ist die beste Abwehr gegen Krankheitserreger, schützt vor vielen Infekten und damit auch vor möglichen Spätfolgen. Schon kleine Änderungen im Alltag helfen, gesund zu bleiben. Darauf kommt es an:

Abwechslungsreich ernähren: Eine ausgewogene Ernährung mit viel Gemüse und Obst (am besten regional und saisonal), Vollkornprodukten, hochwertigen Ölen und Nüssen versorgt Sie mit allen wichtigen Mikronährstoffen. Die mitgelieferten Ballaststoffe machen Ihre für die Immunabwehr wichtige Darmflora fit. Zucker und Fleisch bitte reduzieren. Aller Anfang ist leicht: Täglich einen Apfel und eine Handvoll Nüsse essen, das geht auch unterwegs.

Viel bewegen: Zu Fuß gehen, Rad fahren, joggen, schwimmen, tanzen oder was auch immer Ihnen Spaß macht: Bewegung, am besten an frischer Luft, stimuliert Ihr Immunsystem. Sie müssen keine Höchstleistungen vollbringen. Gut ist die Art von Bewegung, die in Ihrem Alltag Platz hat.

Erholsam schlafen: Ausreichende nächtliche Ruhephasen braucht Ihr Körper für die Regeneration. Pflegen Sie Einschlafrituale, verbannen Sie Smartphone und Co. aus dem Schlafzimmer, das kühl und luftig sein sollte. Nach einer erholsamen Nacht starten Sie gut gelaunt und voller Energie in den Tag.

Ausreichend trinken: Eineinhalb bis zwei Liter Flüssigkeit wie Wasser oder ungesüßte Tees dürfen es gern sein, bei Sport, anstrengender körperlicher Arbeit oder Hitze auch deutlich mehr. So trocknen die Schleimhäute nicht so leicht aus und bleiben eine starke Barriere gegen mögliche Eindringlinge. Außerdem werden Kreislauf und Stoffwechsel angeregt. Tipp: Schon morgens eine Flasche Wasser oder eine große Kanne Tee in Reichweite stellen.

Stress managen lernen: Ein stressfreies Leben gibt es kaum. Ein dauerhaft hoher Stresspegel schwächt allerdings unsere Immunabwehr. Schaffen Sie sich Raum für Ruhezeiten, lernen Sie eine Entspannungstechnik (Yoga, Tai-Chi, autogenes Training) und üben Sie regelmäßig und nicht erst, wenn der Stress zu groß wird.

Genussgifte wie Alkohol und Nikotin meiden: Gerade in Stresssituationen greifen viele zur Zigarette oder zu einem Glas Wein. Doch der vermeintliche Entspannungseffekt schwächt in Wirklichkeit unsere körpereigene Abwehr. Alkohol lähmt die Aktivität unserer Abwehrzellen und die Bereitstellung wichtiger Botenstoffe. Rauchen schädigt die Mikroflora im Nasen-Rachen-Raum, Krankheitserreger haben leichtes Spiel. Stoppen oder reduzieren Sie den Konsum, Ihr Immunsystem wird sich erholen und stärker werden.

Freundschaften pflegen: Ein gutes soziales Umfeld unterstützt unsere Immunabwehr. Gute Freunde bedeuten Vertrauen, Nähe, Zugehörigkeit und Verlässlichkeit. Eine Umarmung, Kuscheln und Berührung, jegliche Form von liebevollem Hautkontakt aktiviert unsere Immunzellen. Treffen Sie sich regelmäßig mit guten Freunden.

So oft wie möglich lachen: Lachen entspannt, setzt Glückshormone frei und hemmt Stresshormone. Darüber hinaus aktiviert das Lachen Ihre Immunzellen und macht Sie stark gegen Krankheiten. Schauen Sie doch öfter mal lustige Filme oder treffen Sie sich mit fröhlichen Menschen.

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