Alles im Gleichgewicht: Dafür sorgt der Säure-Basen-Haushalt

Der Säure-Basen-Haushalt hält den pH-Wert in deinem Körper stabil. Wir erklären dir, warum das für deine Gesundheit wichtig ist, wann eine Übersäuerung auftreten kann und was du dagegen tun kannst.

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Der Säure-Basen-Haushalt hält den pH-Wert in deinem Körper stabil. Wir erklären dir, warum das für deine Gesundheit wichtig ist, wann eine Übersäuerung auftreten kann und was du dagegen tun kannst.

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Sandra Hambloch-Dick, Ökotrophologin bei der Pronova BKK

Was ist der Säure-Basen-Haushalt

Der Säure-Basen-Haushalt ist ein wichtiger Regulierungsprozess deines Körpers. Seine Hauptaufgabe besteht darin, den pH-Wert in deinem Blut und Gewebe konstant zu halten. „Das ist wichtig, weil viele Stoffwechselprozesse im Körper nur dann optimal ablaufen können“, erklärt Sandra Hambloch-Dick, Ökotrophologin bei der Pronova BKK: „Ist der pH-Wert zu hoch oder zu niedrig, kann das unter anderem den Sauerstofftransport im Blut beeinträchtigen, die Struktur und Funktionsfähigkeit verschiedener Zellbestandteile und Enzyme verändern und Auswirkungen auf den Hormonhaushalt haben.“

Der pH-Wert gibt an, ob eine Flüssigkeit sauer (pH-Wert < 7), neutral (pH-Wert = 7) oder basisch (pH-Wert > 7) ist. Im Blut liegt der optimale pH-Wert bei etwa 7,4 – ist also leicht basisch. Die Salzsäure im Magen wiederum hat einen pH-Wert zwischen 1 und 3 und ist somit sehr sauer.

So funktioniert der Säure-Basen-Haushalt

In deinem Körper entstehen beim Abbau von Nahrungsmitteln täglich Basen und Säuren. Sogenannte Puffersysteme sorgen dafür, dass diese so in deinem Blut und Gewebe verteilt werden, dass der Säure-Basen-Haushalt im Gleichgewicht bleibt. An der Regulation sind zudem deine Lunge, deine Nieren und deine Leber beteiligt, über die du saure Stoffe ausatmest bzw. ausscheidest. Auch dein Darm nimmt durch die unterschiedliche Aufnahme von Nahrungsbestandteilen Einfluss auf den Säure-Basen-Haushalt.

Lebensmittel und ihr Einfluss auf den Säure-Basen-Haushalt

Bestimmte Lebensmittel wirken im Körper sauer, andere basisch oder neutral. „Der Geschmack eines Lebensmittels gibt allerdings keinen Hinweis darauf“, weiß Sandra Hambloch-Dick und nennt ein Beispiel: „Zitronen schmecken zwar sauer, werden aber basisch verstoffwechselt.“ Hier eine kleine Auswahl, welche Lebensmittel sauer, welche neutral und welche basisch verstoffwechselt werden:

  • Säurebildende Lebensmittel
    Fleisch und Wurstwaren, Fisch, Eier, Käse und Milchprodukte, Linsen, Reis, Mehl, Brotwaren, Nudeln, Haferflocken, Erdnüsse, Pistazien

  • Neutrale Lebensmittel
    Öle, Fette und Zucker

  • Basenbildende Lebensmittel
    Gemüse, Obst, Kräuter, Bohnen, Haselnüsse, Tofu

Übersäuerung und die Folgen für den Körper

Ist der Säure-Basen-Haushalt nicht in Balance, kann es zu einer Übersäuerung (Azidose) bzw. einem Mangel oder Überschuss an Basen (Alkalose) in deinem Körper kommen. „Allein durch die Ernährung ist das allerdings nicht möglich“, sagt Sandra Hambloch-Dick. Ist der pH-Wert stark in die eine oder andere Richtung verschoben, deutet das immer auf Erkrankungen wie bspw. Schäden an Nieren oder Lunge, Diabetes mellitus oder akute Infektionen hin. „Ein gesunder Körper gleicht überschüssige Säuren mithilfe seiner Puffersysteme aus“, erklärt die Expertin. Bei einer starken Übersäuerung können u. a. Symptome wie Müdigkeit und Abgeschlagenheit, Muskel- und Gelenkschmerzen, Kopfschmerzen, Hautprobleme, Verdauungsbeschwerden, Nervosität und ein schlaffes Bindegewebe auftreten.

Dennoch ist es sinnvoll, auf eine ausgewogene, eher basische Ernährung zu achten. Studien deuten darauf hin, dass es gesundheitliche Folgen haben kann, wenn dein Körper dauerhaft gegen eine hohe Säurelast ankämpfen muss. Es wird vermutet, dass schon eine leichte Übersäuerung – die sogenannte latente Azidose – zu Osteoporose, rheumatischen Gelenkerkrankungen, Gicht und Bluthochdruck führen kann. Wissenschaftlich zweifelsfrei belegt ist das allerdings nicht.

Wie kann ich den pH-Wert in meinem Körper messen?

Dass es Urinteststreifen gibt, mit denen du deinen pH-Wert messen kannst, hast du vielleicht schon einmal gehört. Allerdings ist so ein Urintest wenig aufschlussreich, weil er keinen Rückschluss auf den Säurewert im Blut gibt. Saurer Urin zeigt dir zwar, dass die Puffersysteme in deinem Körper gut funktionieren und überschüssige Säuren ausgeschieden werden, geben dir allerdings keinen Hinweis darauf, ob dein Körper „übersäuert“ ist. Aussagekräftiger ist eine Blutgasanalyse. Besprich dich hierzu mit deiner Hausärztin oder deinem Hausarzt.

So hältst du deinen Säure-Basen-Haushalt im Gleichgewicht

So unterstützt du deinen Säure-Basen-Haushalt dabei, im Gleichgewicht zu bleiben:

Baue in deine Ernährung möglichst viel Obst und Gemüse ein. Versuche, Fleisch, Zucker und verarbeitete Lebensmittel zu reduzieren.

Nimm ausreichend Flüssigkeit in Form von Wasser oder ungesüßtem Tee zu dir, mindestens 1,5 Liter am Tag. Damit hilfst du deinen Nieren, überschüssige Säuren nach außen zu leiten.

Bewegung hilft deinem Körper dabei, Giftstoffe auszuscheiden. Beim Sport werden mehr Abbauprodukte ausgeatmet sowie über den Schweiß ausgeschieden.

Stress kann die Säureproduktion im Körper anregen. Entspannungsübungen und Yoga können helfen. Auch Atemübungen können sich vorteilhaft auswirken.

Hilft Basen­fasten gegen Über­säuerung?

Beim Basenfasten nimmt man über einen bestimmten Zeitraum nur basische und neutrale Lebensmittel sowie Wasser und verdünnte Kräutertees zu sich. Säurebildende Lebensmittel sowie Alkohol und Kaffee sind tabu. Die pflanzenbetonte Ernährung entlastet deinen Körper, gibt dir mehr Energie und kann dabei unterstützen, Übergewicht zu reduzieren. Dass Basenfasten aber tatsächlich einen positiven Effekt auf den Säure-Basen-Haushalt hat, ist wissenschaftlich nicht bewiesen. „Vorteilhafter wäre eine langfristige Ernährungsumstellung mit viel Obst und Gemüse, aber auch mit gesunden Proteinlieferanten wie Vollkorn- und Milchprodukten, Fisch, Fleisch, Eiern oder Tofu“, sagt Sandra Hambloch-Dick. „Basenfasten kann dafür ein Einstieg sein.“ Wenn du das Basenfasten einmal ausprobieren möchtest, solltest du dich vorher genau über Dauer und Umsetzung informieren. Sprich dazu am besten deinen Hausarzt oder deine Hausärztin an.

Nahrungs­ergänzungs­mittel und ihre Wirkung auf den Säure-Basen-Haushalt

Säure-Basen-Produkte enthalten meist Mineralstoffe wie Kalzium, Magnesium, Kalium und Zink, die deinem Körper dabei helfen sollen, Säuren zu neutralisieren. Es gibt sie in zahlreichen Formen: als Pulver, als Tabletten oder zum Aufgießen als Tee. Aber sind solche Nahrungsergänzungsmittel tatsächlich sinnvoll? „Da dein Körper seinen Säure-Basen-Haushalt ganz allein im Gleichgewicht halten kann, sind Nahrungsergänzungsmittel nicht nötig“, sagt Sandra Hambloch-Dick.

Grundsätzlich ist wichtig zu wissen, dass Nahrungsergänzungsmittel kein Ersatz für eine ausgewogene Ernährung sind. Du solltest sie nur bei Bedarf und am besten nach ärztlicher Rücksprache oder auf Anraten einer Ernährungsfachkraft einnehmen.

Fazit: Achte auf dein Säure-Basen-Gleichgewicht

Der Säure-Basen-Haushalt ist wichtig für deine Gesundheit. Denn nur mit einem stabilen pH-Wert können alle Stoffwechselprozesse in deinem Körper reibungslos ablaufen. Ein gesunder Körper hält den pH-Wert von ganz allein im Gleichgewicht. Mit einer ausgewogenen Ernährung, viel Bewegung, Entspannung und ausreichend Wasser kannst du ihn dabei unterstützen – und tust gleichzeitig auch deinem Geist etwas Gutes.

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