Nicht harmlos: Kinderkrankheiten bei Erwachsenen

Kinderkrankheiten werden oft als harmlose Infektionen betrachtet, die nur die Kleinen betreffen. Der Name täuscht. Auch Erwachsene kann es erwischen, schwere Verläufe und Spätfolgen können die Konsequenz sein. Wir beleuchten das Thema.

Zum Inhalt springen

Kinderkrankheiten werden oft als harmlose Infektionen betrachtet, die nur die Kleinen betreffen. Der Name täuscht. Auch Erwachsene kann es erwischen, schwere Verläufe und Spätfolgen können die Konsequenz sein. Wir beleuchten das Thema.

Zum Inhalt springen

Kinderkrank­heit: auch bei Erwachsenen

Entgegen der landläufigen Meinung können Erwachsene typische Kinderkrankheiten bekommen. 2024 stieg u. a. die Zahl der Keuchhustenerkrankungen so stark an, dass Gesundheitsministerien mehrerer Bundesländer dazu aufriefen, sich zum Schutz der Mitmenschen impfen zu lassen. Doch nicht für alle Kinderkrankheiten gibt es Immunisierungen. Wie gefährlich sind diese Infektionen also für Erwachsene?

Seltener, aber schwerer krank

Viele Kinderkrankheiten sind hochansteckend und werden durch Tröpfcheninfektion übertragen. Ein Grund, warum Erwachsene sich trotzdem seltener als Kinder infizieren, ist der, dass viele durch eine frühere Erkrankung oder durch Impfungen eine hohe Immunität erworben haben. Allerdings kann diese im Laufe der Zeit nachlassen.

Besonders gefährdet ist, wer viel mit Kindern zu tun hat, z. B. Erzieher*innen oder Lehrkräfte. Oft verläuft eine Erkrankung bei Älteren deutlich komplizierter und schwerwiegender als bei Kindern. Warum das so ist, ist nicht eindeutig geklärt. Die Forschung vermutet, dass das Immunsystem dann schon stärker ausgebildet ist. Deshalb wehrt es sich heftiger gegen Viren und Bakterien.

Kinderkrank­heiten auf einen Blick

Nicht jede Kinderkrankheit ist für alle Erwachsenen gleich gefährlich. Wir geben dir einen Überblick.

Die meldepflichtige Viruserkrankung Mumps bricht nur selten ein 2. Mal aus. Wer sie erst im Erwachsenenalter bekommt, kann aber schwere Komplikationen erleiden, da sie u. a. das zentrale Nervensystem belasten kann. Zusätzlich zu den klassischen Symptomen, zu denen vor allem eine schmerzhafte und entzündliche Schwellung der Ohrspeicheldrüsen gehört, können Männer eine Hodenentzündung erleiden, die in seltenen Fällen zu Unfruchtbarkeit führen kann. Bei Frauen gehört eine Brustdrüsenentzündung zu den möglichen Komplikationen. Für alle Erwachsenen besteht ein erhöhtes Risiko einer Gehirnentzündung (Enzephalitis).

Immunisierung: MMR-Kombi-Impfung gegen Masern, Mumps und Röteln oder MMRV-Impfung mit zusätzlicher Komponente gegen Windpocken.

Wer die Viruserkrankung als Kind hatte, kann beruhigt sein: Fachleute für Infektiologie gehen davon aus, dass einmal Infizierte lebenslang gegen das Virus immun sind. Erwachsene, die noch keine Ringelröteln – nicht zu verwechseln mit Röteln – hatten, können bei einer Infektion zusätzlich zu den grippeähnlichen Symptomen und einem Ausschlag unter Gelenkentzündung leiden. Schwerere Krankheitsverläufe kommen insbesondere bei Menschen vor, die durch eine Abwehrschwäche oder durch Blutbildungsstörungen vorbelastet sind. Sehr gefährlich kann die Infektion für Schwangere bis zur 20. Woche werden: Gehen die Viren auf das Ungeborene über, sind Folgeschäden und Fehlbildungen möglich.

Immunisierung: Eine Impfung gibt es nicht.

Masernviren gehören zu den ansteckendsten Erregern. Fachleute vermuten, dass nahezu jeder Kontakt von nicht immunisierten Menschen mit Erkrankten zur Ansteckung führt. Das Tückische ist, dass Infizierte die Krankheit oft schon Tage vorm Auftreten 1. Symptome weitergeben können. Erwachsene ab 20 Jahre gehören zu den Risikogruppen für schwerere Krankheitsverläufe. Das Spektrum möglicher Komplikationen ist breit, es reicht von bakteriellen Superinfektionen mit Mittelohrentzündung, Bronchitis und Lungenentzündung über Durchfall bis hin zur akuten Enzephalitis mit Kopfschmerzen, Fieber, Bewusstseinsstörungen und Koma. Für etwa 10-20 % der erwachsenen Betroffenen enden Masern tödlich, bei bis zu einem Drittel bleiben Schäden am zentralen Nervensystem.

Immunisierung: MMR-Kombi-Impfung gegen Masern, Mumps und Röteln oder MMRV-Impfung mit zusätzlicher Komponente gegen Windpocken.

Windpockenviren werden selbst über größere Distanzen über die Luft übertragen. Ähnlich wie bei Masern ist eine Ansteckung beim Kontakt mit Infizierten sehr wahrscheinlich. Die Erkrankung kann durch eine frühzeitige Impfung vermieden werden, denn selbst wer als Kind Windpocken hatte, kann als Erwachsener eine Folgeerkrankung bekommen: Die Viren schlummern lebenslang im Körper und können Gürtelrose auslösen. Werdende Mütter zählen zu den Risikogruppen. Bei einer Infektion kurze Zeit vor oder nach der Geburt ist die Gefahr hoch, dass das Baby sich ebenfalls mit Windpocken infiziert. Etwa ein Drittel der Kinder sterben daran. Weitere Komplikationen für Erwachsene können eine Lungenentzündung, Gleichgewichtsstörungen und eine Hirnhautreizung sein.

Immunisierung: Zweifachimpfung erforderlich, sofern keine Antikörper im Blut nachweisbar sind.

Erwachsene können bei einer Diphtherie-Infektion schwere Atembeschwerden bis zur Atemlähmung, Herzrhythmusstörungen und tödliche Verläufe erleiden. Die bakterielle und meldepflichtige Erkrankung, die sowohl Atemwege als auch Haut befallen kann, tritt in Deutschland selten auf: Zwischen 2002 und 2021 wurden insgesamt 182 Fälle registriert. Ein Grund dafür ist, dass die Impfung in Deutschland zu den Standardimmunisierungen für Säuglinge zählt. Auf die leichte Schulter nehmen sollte man die Erkrankung aber nicht, denn allein im Zeitraum 2022/2023 lag die Zahl bei bundesweit 323 Fällen. Ungeimpfte können sich u. a. durch den Kontakt mit Haustieren wie Hunden und Katzen anstecken.

Impfung: Tdap-Kombi-Impfung gegen Diphtherie, Tetanus und Keuchhusten (Pertussis) oder als Tdap-IPV-Kombi-Impfung inklusive Kinderlähmung (Poliomyelitis), die Impfung muss alle 10 Jahre aufgefrischt werden.

Krampfartige Hustenanfälle und ein keuchendes Geräusch beim anschließenden Einatmen sind bei Keuchhusten charakteristisch. Beides wird von betroffenen Erwachsenen oft nicht als das wahrgenommen, was es ist. Viele Erkrankte halten es nur für einen hartnäckigen Husten und lassen sich nicht ärztlich behandeln. So können Monate bis zur Ausheilung vergehen. Außerdem können auch hier Komplikationen auftreten. Diese reichen von Entzündungen des Mittelohrs und der Lungen bis hin zur Hirnhautentzündung.

Impfung: Tdap-Kombi-Impfung gegen Keuchhusten, Tetanus und Diphtherie oder als Tdap-IPV-Kombi-Impfung inklusive Kinderlähmung (Poliomyelitis), die Impfung muss alle 10 Jahre aufgefrischt werden.

Da die klassischen Scharlach-Symptome denen eines grippalen Infekts ähnlich sind, merken insbesondere Erwachsene oft gar nicht, dass sie sich mit der bakteriellen Streptokokken-Infektion angesteckt haben – auch, weil das bei Kindern oft entstehende hohe Fieber bei älteren Menschen häufig ausbleibt. Charakteristische Merkmale sind die sogenannte Himbeerzunge: Die Zunge bekommt erst einen weißen Belag und sieht danach auffällig rot aus. Die Komplikationen, die Erwachsenen drohen, wenn sie sich verspätet ärztlich behandeln lassen, reichen von einer Mittelohr- und Nasennebenhöhlenentzündung bis hin zur Spätfolge Herzmuskelentzündung.

Immunisierung: Es gibt keine Impfung.

Eine Infektion mit der Hand-Fuß-Mund-Krankheit beginnt wie viele Kinderkrankheiten zunächst mit Symptomen, wie man sie auch beim grippalen Infekt kennt: Halsschmerzen, Fieber und wenig Appetit. Die eigentlichen namensgebenden Symptome, roter Ausschlag und schmerzende Bläschen im Mund, auf den Handflächen und Fußsohlen, kommen erst einige Tage später dazu. Die Viren, die in der Bläschenflüssigkeit enthalten sind, sind hochansteckend. Erwachsene oder ältere Kinder, die an HFMK erkranken, haben meist mildere Symptome, können aber dennoch ansteckend sein. Komplikationen können entstehen, wenn es sich um eine besondere Variante der Kinderkrankheit mit dem Virus Coxsackie A6 handelt. Dann können sich die Bläschen und Ausschläge verstärkt auf den Hand- und Fußrücken sowie am Unterschenkel und -arm bilden, auch Hautgeschwüre und Krustenbildung ist möglich.

Immunisierung: Es gibt keine Impfung.

Vorbeugen, behandeln: Das kannst du tun

Um sich vor Kinderkrankheiten zu schützen, sollten Erwachsene ihren Impfstatus regelmäßig überprüfen und Impfungen gegebenenfalls auffrischen lassen – was wann sinnvoll ist, findest du übersichtlich in unserer Broschüre „Impfen“. Die Kosten für alle von der Ständigen Impfkommission (STIKO) empfohlenen Immunisierungen übernimmt die Pronova BKK, unter bestimmten Voraussetzungen übernehmen wir für dich auch erweiterte Impfleistungen. Dazu können eine gute Handhygiene und das Vermeiden von Kontakten zu Erkrankten helfen, sich zu schützen. Beim Verdacht einer Erkrankung solltest du sofort deine Ärztin oder deinen Arzt informieren, um dich bestmöglich behandeln zu lassen. Besonders Schwangere und Menschen mit Immunschwäche sollten das beherzigen.

Untersuchung

Impfungen: Geh auf Nummer sicher!

Impfungen schützen vor schweren Krankheiten und gehören deshalb zu den wichtigsten Vorsorgemaßnahmen. Wir unterstützen dich.