Gewebespende: Schon zu Lebzeiten möglich

Nach dem Tod kannst du deine Organe spenden und anderen damit das Leben retten. Aber wusstest du, dass du auch Gewebe spenden kannst – manches sogar zu Lebzeiten? Wir sprechen darüber, was es damit auf sich hat.

Zum Inhalt springen

Nach dem Tod kannst du deine Organe spenden und anderen damit das Leben retten. Aber wusstest du, dass du auch Gewebe spenden kannst – manches sogar zu Lebzeiten? Wir sprechen darüber, was es damit auf sich hat.

Zum Inhalt springen

Gewebe­spende: Weniger bekannt, nicht weniger wichtig

Durch die Spende von Körpergewebe kannst du das Leben anderer Menschen verbessern oder sogar retten. Im Gegensatz zur Organspende, die nur unter bestimmten Bedingungen möglich ist, lässt sich eine Gewebespende viel flexibler umsetzen. So kann sie für einen deutlich breiteren Empfängerkreis relevant werden. Doch welche Gewebe eignen sich für eine Spende, wie läuft das ab und wer eignet sich als Spender*in? Wir klären die wichtigsten Fragen.

Organ- und Gewebe­spende: Das ist der Unterschied

Auch wenn beide Spendenarten ähnliche Ziele verfolgen, unterscheiden sich Organ- und Gewebespende in wichtigen Aspekten. Einer davon ist das Entnahme-Zeitfenster nach dem Tod eines oder einer potenziellen Spender*in. Ein weiteres Merkmal ist die sogenannte Kompatibilität: Während bei einer Organtransplantation eine möglichst hohe Übereinstimmung der Gewebemerkmale zwischen der spendenden und der empfangenden Person erforderlich ist, ist das bei Geweben oft weniger kritisch. Die geringeren Anforderungen erhöhen die Chancen, für einen kranken Menschen passende Spender*innen zu finden. Diese Flexibilität macht die Gewebespende oft leichter realisierbar.

In welchem Zeitraum ist eine Gewebe­spende möglich?

Im Vergleich zur Organspende, die oft binnen weniger Stunden passieren muss, ist das Zeitfenster für eine Gewebespende deutlich flexibler. In der Regel kann auch nach Stillstand des Herz-Kreislauf-Systems noch Gewebe gespendet werden. Wie lang die sogenannte Entnahmezeit ist, hängt von der Gewebeart ab: Während z. B. Herzklappen und Blutgefäße innerhalb von 36 Stunden nach dem Tod entnommen werden müssen, kann eine Augenhornhaut auch 72 Stunden nach dem Lebensende eines Menschen noch konserviert werden. Diese im Vergleich zur Organspende längeren Zeiträume erlauben eine gründliche Planung und erleichtern es den Gewebebanken, die Spenden optimal für eine Transplantation zu präparieren.

Dieses Gewebe kann man spenden

Wenn jemand gestorben ist, ist es möglich, eine Vielzahl von Geweben zu spenden. Teils kann Gewebe auch noch zu Lebzeiten gespendet werden. Etliche übernehmen lebenswichtige Funktionen. Mit der Spende von anderen, gesunden Gewebearten kann man die Lebensqualität von kranken Menschen erheblich verbessern. Dazu gehören u. a.:

Die Augenhornhaut ist ein besonders häufig transplantiertes Gewebe. Menschen, deren Sehkraft erheblich eingeschränkt ist, weil deren eigene Hornhaut beschädigt oder getrübt ist, bekommen sie eingesetzt. Viele Patient*innen können dank einer Hornhauttransplantation wieder klar sehen. Diese Spende ist erst nach dem Tod möglich.

Dieses Gewebe reguliert als Ventile des Herzens den Ein- und Ausfluss von Blut. Fällt eine der 4 Herzklappen aus, hat das Organ Schwierigkeiten, die optimale Menge Blut durch den Körper zu pumpen. Gespendete Herzklappen ermöglichen dem oder der Empfänger*in ein weitgehend normales Leben. Wer möchte, kann diese wichtigen Gewebe nach dem eigenen Tod entnehmen lassen und einem anderen Menschen damit helfen.

Sie können im Laufe des Lebensverengen oder verstopfen – mit schwerwiegenden Folgen. Durch eine Blutgefäßspende ist der Austausch alter Arterien oder Venen möglich. Das ist teilweise schon zu Lebzeiten möglich, wobei die Transplantation von großen Blutgefäßen wie einer Aorta noch recht selten mithilfe von Spendergewebe stattfindet. In solchen Fällen werden häufiger Gefäßprothesen verwendet. Gut zu wissen: Bist du selbst erkrankt, kannst du dir ggf. auch selbst dieses Gewebe spenden. Dann wird dir selbst eine intakte Arterie oder Vene an anderer Stelle entnommen und da wieder eingesetzt, wo sie benötigt wird.

Auch Knochen- und Weichteilgewebe wie Sehnen kann man spenden. Diese Gewebe kommen vor allem bei orthopädischen Operationen oder zur Rekonstruktion von Knochen-, Sehnen- oder Bänderdefekten zum Einsatz. Besonders bei Unfallopfern oder Patient*innen mit Tumorerkrankungen sind solche Gewebespenden von unschätzbarem Wert. Bindegewebstransplantate können wiederum beim Wiederaufbau eines zurückgewichenen Zahnfleischsaums helfen. Auch Muskel- und Nervengewebe sind transplantierbar. Weichteilgewebe stammen i. d. R. aus postmortalen Spenden, können also nur nach dem eigenen Ableben weitergegeben werden. Allerdings sind auch Eigenspenden gängig. Anders ist es beim Thema Knochengewebe: Diese besonders harte Gewebeform, aus der unser Skelett besteht, kann nicht nur postmortal, sondern auch lebend gespendet werden.

Die Haut ist unser größtes Organ. Sie ist aber auch ein Gewebe und schützt den Körper vor äußeren Einflüssen wie der Temperatur oder Infektionen. Eine Spende von Hautgewebe ist gerade für die Behandlung schwerer Verbrennungen entscheidend. Sogar die Eihaut der Fruchtblase kann nach einer geplanten Kaiserschnittgeburt gespendet werden – einer solchen Plazentaspende müssen die Eltern allerdings vorher zustimmen. Die Spende selbst läuft anonym ab, daraus gewonnene Transplantate wirken schmerzlindernd und heilungsfördernd. Sie kommen bei oberflächlichen Verletzungen an der Binde- und der Hornhaut des Auges, bei chronischen Wunden wie dem diabetischen Fuß oder bei Verbrennungen zum Einsatz. Hautgewebe kann teilweise zu Lebzeiten, aber auch postmortal gespendet werden.

So laufen Gewebe­spenden ab

Der Weg einer Gewebespende von Spender*in zu Empfänger*in ist klar strukturiert und läuft in mehreren Schritten ab. Nach dem Tod einer Person im Krankenhaus meldet die Einrichtung potenzielle Spender*innen in der Regel an eine spezialisierte Organisation. Das sind Einrichtungen wie das Gewebenetzwerk oder die Deutsche Gesellschaft für Gewebetransplantation (DGFG). Zunächst wird geprüft, ob der oder die Verstorbene als Spender*in infrage kommt. Dabei spielen medizinische Kriterien wie etwa das Vorliegen bestimmter Krankheiten und auch die Zustimmung zur Spende eine entscheidende Rolle. Ist die Eignung bestätigt, entnehmen Fachleute das Gewebe unter sterilen Bedingungen. Dabei wird darauf geachtet, dass der Eingriff würdevoll und respektvoll gegenüber dem oder der Verstorbenen abläuft. Das entnommene Gewebe wird anschließend aufbereitet und in Gewebebanken konserviert. Hierfür kommen spezielle Verfahren wie Gefriertrocknung oder Kryokonservierung zum Einsatz. Das hat den Vorteil, dass Gewebespenden auch über längere Zeiträume sicher gelagert werden können, bis sie bei Erkrankten transplantiert werden, die sie dringend benötigen.

Gewebe­spende: Diese Menschen sind geeignet

Grundsätzlich kann nahezu jeder Mensch Gewebe spenden. Allerdings gibt es einige medizinische Ausschlusskriterien. Das können z. B. Infektionskrankheiten oder eine aktive Krebserkrankung sein. Auch das Alter eines Menschen spielt eine Rolle: Für bestimmte Gewebearten gibt es Obergrenzen, weil sie mit der Zeit an Leistungsfähigkeit verlieren. Entscheidend ist aber vor allem die Spendenbereitschaft. Wenn du schon zu Lebzeiten eine Einwilligung zur Gewebe- oder auch zur Organspende abgibst, nimmst du deinen Angehörigen im Ernstfall eine u. U. schwere Entscheidung ab. Das kannst du z. B. durch das Ausfüllen eines Organspendeausweises tun oder dich im Organspende-Register eintragen lassen.

Telefon

Fragen zu den Themen? Wir sind ruckzuck für dich da.

Nimm einfach Kontakt zu uns auf, telefonisch, per E-Mail oder über unsere App (Registrierung als Mitglied erforderlich).

0621 53391-1000

service@pronovabkk.de