Pronova BKK: Haben Sie Tipps, um abends besser zur Ruhe zu kommen?
Dr. med. Gerd Herold: Eine feste Schlafenszeit und beruhigende Rituale wie ein Buch lesen, den Tag Revue passieren lassen, Atemübungen oder ein Getränk zur Entspannung können helfen. Ich empfehle auch, spätestens 2 Stunden vor dem Schlafengehen auf schwere Mahlzeiten und Alkohol zu verzichten. Ein kühler, abgedunkelter Raum schafft zusätzlich eine entspannte Atmosphäre.
Pronova BKK: 29 % der Befragten greifen zu pflanzlichen Schlafmitteln. Warum sind diese Mittel so beliebt?
Dr. med. Gerd Herold: Pflanzliche Mittel wie Baldrian, Passionsblume oder Melisse können das Einschlafen unterstützen. Sie sind zudem gut verträglich und machen nicht abhängig.
Pronova BKK: Mehr als jede*r 4. greift zu melatoninhaltigen Schlafmitteln. Wie bewerten Sie dieses Ergebnis?
Dr. med. Gerd Herold: Ich bin ehrlich gesagt kein Befürworter von melatoninhaltigen Schlafmitteln. Melatonin ist ein körpereigenes Hormon, das unseren Schlaf-Wach-Rhythmus reguliert. Die Einnahme kann zu morgendlicher Benommenheit, verringerter Aufmerksamkeit oder verlängerten Reaktions-zeiten führen. Deshalb sollte mit ihnen vorsichtig umgegangen werden.
Pronova BKK: Mehr als jede*r 5. nimmt verschreibungspflichtige Schlafmittel ein. Was sollten Betroffene bei der Einnahme beachten?
Dr. med. Gerd Herold: Verschreibungspflichtige Schlafmittel sind eine ernst zu nehmende Maßnahme und sollten nur gezielt eingesetzt werden. Diese Medikamente sind zwar wirksam bei Schlafstörungen, bergen aber ein hohes Abhängigkeitsrisiko, vor allem wenn sie über mehrere Wochen eingenommen werden. Sie sollten daher – wenn überhaupt – nur kurze Zeit und unter ärztlicher Aufsicht verabreicht werden.
Pronova BKK: In der Generation Z ist der Anteil derer, die Schlafmittel einnehmen, mit fast 60 % am höchsten. Nehmen junge Erwachsene die Präparate zu leichtfertig ein?
Dr. med. Gerd Herold: Die Ergebnisse deuten darauf hin. Gerade in der Gen Z dürften Stress und eine intensive Nutzung digitaler Medien zu Schlafproblemen führen. Dann wird schnell zu einem Präparat gegriffen, ohne über mögliche Risiken nachzudenken. Es wäre daher wichtig, junge Erwachsene besser über gesunde Schlafgewohnheiten und Alternativen zu Medikamenten zu informieren.
Pronova BKK: Kommen wir zu einem anderen Thema: Schnarchen wird oft als Störfaktor in Partnerschaften genannt. Was hilft am besten?
Dr. med. Gerd Herold: Die beste Strategie ist es, auf der Seite zu schlafen, auf Alkohol zu verzichten und nicht übermüdet ins Bett zu gehen. Bei starkem Schnarchen oder Atemaussetzern sollte ein Arzt aufgesucht werden.
Pronova BKK: Die Studie zeigt, dass knapp 40 % der Frauen ohne Partner oder Partnerin im Bett besser schlafen. Gibt es dafür eine Erklärung?
Dr. med. Gerd Herold: Frauen reagieren oft sensibler auf Störgeräusche wie Schnarchen oder Bewegungen. Manche Paare entscheiden sich daher für getrennte Schlafzimmer, um die Schlafqualität zu verbessern. Wichtig ist, eine Lösung zu finden, die beide zufrieden stellt.
Pronova BKK: Fast die Hälfte der Befragten berichtet von unterschiedlichen Schlafrhythmen mit ihrer Partnerin bzw. ihrem Partner. Wie wirkt sich das auf die Gesundheit aus?
Dr. med. Gerd Herold: Unterschiedliche Schlafrhythmen können problematisch sein, wenn der Schlaf einer Person durch die andere regelmäßig gestört wird, etwa wenn der Wecker der einen um 5 Uhr klingelt, während der andere länger schlafen könnte. Solche Unterbrechungen summieren sich, führen zu Müdigkeit und Leistungsabfall und können auf Dauer sogar Schlafstörungen auslösen.