Wenn man eine Behinderung nicht sieht – und sie trotzdem da ist

Viele Menschen leben mit Einschränkungen, die man auf den 1. Blick nicht erkennt. Wir erklären, was hinter unsichtbaren Behinderungen und Krankheiten steckt, welche Herausforderungen sie mit sich bringen und wie ein offener Blick im Alltag Betroffenen helfen kann.

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Viele Menschen leben mit Einschränkungen, die man auf den 1. Blick nicht erkennt. Wir erklären, was hinter unsichtbaren Behinderungen und Krankheiten steckt, welche Herausforderungen sie mit sich bringen und wie ein offener Blick im Alltag Betroffenen helfen kann.

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Was sind un­sichtbare Behinder­ungen und Krank­heiten?

Nicht jede Behinderung oder Krankheit ist auf den 1. Blick erkennbar. Während Rollstuhl oder ein weißer Langstock offensichtlich sind, bleiben viele gesundheitliche Einschränkungen im Verborgenen. Die Rede ist von sogenannten unsichtbaren Behinderungen und Krankheiten. Gemeint sind körperliche oder psychische Beeinträchtigungen, die das Leben stark beeinflussen – auch wenn man sie Betroffenen nicht sofort ansieht. Weltweit leben laut World Health Organisation rund 1,3 Milliarden Menschen mit einer Behinderung – das ist etwa jede 6. Person. Rund 80 % dieser Behinderungen gelten als unsichtbar.

Diese unsicht­baren Krank­heiten und Behinder­ungen gibt es

Es gibt weit mehr unsichtbare Krankheiten und Behinderungen, als viele vermuten. Dazu zählen u. a.

  • Psychische Erkrankungen wie Depressionen, Angststörungen oder Traumafolgestörungen
  • Neurologische Erkrankungen wie Epilepsie und Multiple Sklerose
  • Chronische Schmerzsyndrome wie Fibromyalgie und Migräne
  • Stoffwechselerkrankungen wie Diabetes Typ 1 und Typ 2
  • Autoimmunerkrankungen wie Morbus Crohn oder Lupus
  • Entwicklungsneurologische Störungen wie Autismus und ADHS

Ein aktuelles Beispiel ist Post Covid – eine Folgeerkrankung nach einer Corona-Infektion. Viele Betroffene leiden unter extremer Erschöpfung, Atemnot oder Reizempfindlichkeit – ohne dass ihnen diese Symptome äußerlich anzusehen sind.

Wie stark diese Erkrankungen das Leben einschränken, ist individuell verschieden und oft schwankend. Nicht jede Krankheit ist bei jeder Person gleich stark ausgeprägt. Zudem können Beschwerden mal stärker, mal schwächer sein – je nach Tagesform.

Wichtig zu wissen: Nicht jede unsichtbare Krankheit ist automatisch eine Behinderung – und nicht jede unsichtbare Behinderung entsteht aus einer Krankheit. Eine unsichtbare Krankheit beschreibt zunächst eine medizinische Diagnose mit nicht sichtbaren Symptomen. Ob daraus eine Behinderung wird, hängt davon ab, wie stark sie die gesellschaftliche Teilhabe einschränkt und ob sie dauerhaft oder vorübergehend ist. Oft ist sie mit einem anerkannten Grad der Behinderung (GdB) verbunden.

Große Heraus­forder­ungen für Betroffene

Für Menschen mit einer unsichtbaren Behinderung oder Krankheit ist der Alltag häufig doppelt belastend. Sie kämpfen nicht nur mit gesundheitlichen Einschränkungen, sondern auch mit dem fehlenden Verständnis ihrer Umwelt. Aussagen wie „Sieht man dir gar nicht an, du siehst doch ganz gesund aus“ oder „Du bist doch nur müde“ begegnen Betroffenen oft und können verletzend sein.

Dabei sind die Symptome häufig schwankend: Wer etwa unter Migräne, einer chronischen Erkrankung oder psychischen Belastung leidet, hat gute und schlechte Tage. Das macht es für Außenstehende oft schwer nachvollziehbar. Hinzu kommt: Viele vermeiden es bewusst, über ihre Erkrankung zu sprechen – z. B. aus Angst vor Stigmatisierung.

So kannst du mehr Sensi­bilität im Alltag fördern

Ein achtsamer Umgang beginnt mit Offenheit. So kannst du Betroffenen Verständnis entgegenbringen und Rücksicht nehmen

  • Fragen stellen
    Zeige echtes Interesse und frage nach. So erfährst du mehr über individuelle Herausforderungen.
  • Vorurteile abbauen
    Nicht jede Behinderung ist sichtbar oder konstant. Mach dir bewusst, dass nicht alle Betroffenen den gängigen Erwartungen entsprechen.
  • Nicht werten
    Äußerlichkeiten verraten nichts über Belastung oder Einschränkung. Verzichte auf voreilige Einschätzungen.
  • Wissen weitergeben
    Eigne dir Wissen an und informiere andere über unsichtbare Behinderungen, wo es passt.
  • Mitdenken im Beruf
    Flexible Arbeitsmodelle, Pausen oder technische Hilfen können Inklusion aktiv unterstützen.
  • Signale erkennen
    Achte auf Hinweise wie das Sonnenblumen-Symbol des internationalen Programms „Hidden Disabilities Sunflower“. Wer dieses trägt, signalisiert: Ich habe eine nicht sichtbare Behinderung – bitte zeigt Verständnis.

Schon kleine Gesten können helfen, Missverständnisse zu vermeiden und zur Entstigmatisierung beizutragen – im persönlichen Umfeld, am Arbeitsplatz oder im öffentlichen Raum.

Welche Unterstützungs­angebote gibt es?

Für Betroffene gibt es – je nach Schwere und Art der Einschränkung – verschiedene Möglichkeiten der Unterstützung wie etwa:

Ermöglicht steuerliche Vergünstigungen, besonderen Kündigungsschutz und Zusatzurlaub.

Unterstützt bei der Alltagsbewältigung und gewährt Zugang zu Pflegeleistungen.

Z. B. durch flexible Arbeitszeiten, ergonomische Ausstattung oder technische Hilfen.

Bieten Beratung und setzen sich für die Rechte von Menschen mit (nicht sichtbaren) Einschränkungen ein.

Ermöglichen Austausch mit anderen Betroffenen und bieten wertvolle Tipps für den Alltag.

Angebote wie autogenes Training können helfen, besser mit psychischer oder körperlicher Belastung umzugehen.

Gemeinsam mehr Verständnis schaffen

Auch wenn eine Erkrankung oder Behinderung nicht sichtbar ist – der Bedarf an Unterstützung ist real. Wer hinschaut, zuhört und offen bleibt, kann viel bewegen. Je mehr Wissen und Verständnis es für unsichtbare Behinderungen gibt, desto leichter wird echte gesellschaftliche Teilhabe möglich – für alle.

Pflegebetreuung

Pflegeberatung auch digital möglich

Wir wissen, wie flexibel Pflegepersonen im Alltag sein müssen. Deshalb passen wir uns dir an: Unsere Pflegeberatung bieten wir auch als Videoberatung an – falls ein Treffen vor Ort mal nicht möglich sein sollte. Dafür benötigst du nur einen Laptop/PC, ein Tablet oder Smartphone mit „Google Chrome“ (Android) oder „Safari“ (iOS).

Nimm gerne mit uns Kontakt auf, um einen Termin zu vereinbaren:

0214 32296-4929

pflegeberatung@pronovabkk.de