Immer am Limit im Hamsterrad:
Burn-on-Syndrom

Von außen wirkt alles perfekt: Der Job macht trotz des enorm hohen Arbeitspensums Spaß, die Karriere läuft super, die Kinder sind bestens versorgt und Zeit fürs Hobby ist auch noch. Was so beneidenswert klingt, ist oft ein Leben im dauerhaft roten Bereich kurz vor dem als Burn-out bezeichneten Zusammenbruch. Doch statt einen solchen zu erleiden, stecken viele Menschen in einem sogenannten Burn-on fest.
Sie funktionieren immer weiter, riskieren dabei ihre Gesundheit und finden keinen Ausweg. Man spürt zwar die Daueranspannung, will aber die Situation oft gar nicht wahrhaben und ist immer bereit, sich noch mehr aufzubürden. Dabei wäre ein ehrliches Eingeständnis, dass es so nicht weitergehen kann, ein erster Schritt in den Ausstieg aus dem Hamsterrad.
Burn-on oder Burn-out?
Der Begriff Burn-on-Syndrom bezeichnet einen chronischen Erschöpfungszustand. Zu den Symptomen eines Burn-on gehören Verspannungen mit Kopf-, Nacken- und Rückenschmerzen, Schweißausbrüche, Herzklopfen, Händezittern sowie Magen-Darm-Probleme. Der Dauerstress gepaart mit Ein- oder Durchschlafstörungen kann zu Gefäßerkrankungen und Bluthochdruck führen, das Risiko für Herzinfarkt und Schlaganfall steigt. Doch anders als bei einem Burn-out kommt es bei einem Burn-on nicht zu einem physischen oder mentalen Zusammenbruch. Betroffene scheinen sogar alles bestens im Griff zu haben. Doch auch, wenn am Ende des Tages das Pensum bewältigt ist, eine echte Zufriedenheit oder Freude darüber will sich einfach nicht einstellen. Man spricht daher auch von einer Erschöpfungsdepression.
Leben im Arbeitsmodus
Ein verhängnisvoller Mix aus Pflichtbewusstsein, dem eigenen Optimierungsstreben und hohem Erwartungsdruck von außen treibt Betroffene an, immer noch mehr zu leisten und immer weiter zu brennen, alles muss perfekt sein. Begünstigt wird ein Burn-on zudem durch die moderne Arbeitswelt. Beschäftigte haben oft Angst vor vermeintlich qualifizierteren Mitbewerberinnen und Mitbewerbern oder dem Verlust ihres Arbeitsplatzes. Und nicht erst seit der Corona-Pandemie mit der Möglichkeit von Homeoffice verschwimmen die Bereiche Arbeit und Freizeit und gilt das Gebot der ständigen Erreichbarkeit. Arbeit hat oberste Priorität, und so wird dem Erhalt der Arbeitsfähigkeit alles andere untergeordnet. Ein Work-out im Fitnessstudio macht nicht Spaß, sondern soll die Arbeitskraft erhalten. Beim Essen geht es nicht um Genuss, sondern um eine arbeitsähnliche Nahrungsaufnahme zum Erhalt der eigenen Funktionsfähigkeit. Und auch Dinge, die eigentlich Freude machen und guttun, wie eine Einladung von Freundinnen und Freunden, werden regelrecht abgearbeitet. Die so wichtige Work-Life-Balance ist komplett verloren gegangen.
Selbsthilfe: Raus aus dem Hamsterrad
Problematik erkennen, Veränderungen angehen: Ein ehrliches „So geht es nicht weiter“ legt den Grundstein für Veränderungen und für das Aufbrechen automatisierter Handlungsmuster.
Eigene Werte definieren, Lebensweise anpassen: Wer Familie, Freundschaften, Hobbys, Gesundheit, Sport oder Kreativität für sich als Werte und wichtige Lebensbereiche definiert und entsprechend Zeit dafür verwendet, ist zufriedener und hat mehr Lebensfreude.
Achtsamkeit üben, Augenblick wahrnehmen: Innehalten und beobachten, ohne gleich zu bewerten und einzuordnen; Achtsamkeit im Umgang mit sich selbst und die bewusste Wahrnehmung des Augenblicks schaffen Glücksmomente und reduzieren Stress.
Entschleunigen, Kräfte sammeln: Eine Auszeit nehmen, Medien abschalten, nach draußen gehen, Sport machen, sich mit anderen zu Unternehmungen treffen; wer wirklich entspannen und dabei die Arbeit komplett hinter sich lassen kann, sammelt Kraft für sich selbst.
Stark sein, Hilfe holen: Wer ständig am Limit arbeitet, zeigt Stärke nicht durch die Übernahme von noch mehr Arbeit, sondern durch ein offenes Gespräch mit dem Chef. Auch ein ehrliches Gespräch mit nahestehenden Menschen über die eigene Situation kann sehr entlastend sein.

Sie brauchen Hilfe?
Manchmal ist es hilfreich, sich professionelle Unterstützung zu suchen. In vielen psychotherapeutischen Praxen muss mit langen Wartezeiten gerechnet werden. Alternativ oder zur Überbrückung können digitale Beratungsangebote weiterhelfen. So können Versicherte der pronova BKK diese Unterstützung kostenlos in Anspruch nehmen:
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