Pubertät: So begleitest du Ju­gend­liche durch diese be­son­dere Zeit

Die Pubertät ist eine herausfordernde Lebensphase für Jugendliche. Und für Eltern. In dieser Zeit kann die Welt schon mal aus den Fugen geraten. Als Elternteil brauchst du jetzt Geduld und Vertrauen.

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Gefühlsachterbahn Pubertät: Frau und zwei Teenagerinnen liegen lachend in einer Hängematte.
Die Pubertät ist eine herausfordernde Lebensphase für Jugendliche. Und für Eltern. In dieser Zeit kann die Welt schon mal aus den Fugen geraten. Als Elternteil brauchst du jetzt Geduld und Vertrauen.

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Pubertät: Eine herausfordernde Phase für die ganze Familie

Fragt man den 8-jährigen Samu, was Pubertät ist, hat er eine ganz genaue Vorstellung: „Das ist die Zeit, wenn das Gehirn umgebaut wird.“ Und damit liegt er richtig. Denn während der Pubertät verändert sich nicht nur der Körper, sondern auch die Psyche. Wie sich das bemerkbar macht, bekommt Samus Familie derzeit zu spüren. Samus 15-jährige Schwester Lena steckt nämlich mittendrin in der Pubertät und durchlebt diese Phase mit all ihren Höhen und Tiefen. Es ist eine turbulente Zeit für die ganze Familie.

Was verändert sich in der Pubertät physisch?

Aus Kindern werden junge Erwachsene, der Körper macht sich auf den Weg zur Geschlechtsreife. Die Pubertät bringt deshalb viele körperliche Veränderungen mit sich: Einige sind sichtbar, andere laufen im Inneren des Körpers ab. Verantwortlich dafür ist die Hypophyse, die Hirnanhangdrüse, die die Produktion bestimmter Hormone steuert. Bei Mädchen setzt diese Entwicklung etwa zwischen dem 8. und 13. Lebensjahr ein, bei Jungen etwas später.

In dieser Zeit machen Jungen einen regelrechten Wachstumsschub durch: Die Schultern werden breiter, die Körperbehaarung nimmt zu, die ersten Barthaare sprießen, Penis und Hodensack wachsen. Die Hoden produzieren vermehrt das Sexualhormon Testosteron sowie Samenzellen. Pubertierende Jungen haben ihren ersten Samenerguss und sind damit zeugungsfähig. Die Stimme verändert sich, flattert zwischen hoch und tief. Das ist nervig und verunsichert viele Heranwachsende. Akne kann zum Problem werden.

Mädchen in der Pubertät erleben, wie ihr Körper weiblichere Formen annimmt. Die Brüste beginnen zu wachsen, die Hüfte wird breiter, die Taille schmaler, Körperhaare sprießen, wo zuvor keine waren, die Haut verändert sich. Verantwortlich für den Wandel ist u. a. das Hormon Östrogen, das in den Eierstöcken produziert wird. Es setzt auch das Wachstum der primären Geschlechtsorgane in Gang (Vagina, Eierstöcke und Gebärmutter). Die Schamlippen werden dunkler und größer. Die erste Periode ist für die meisten ein einschneidendes Erlebnis; von nun an besteht die Möglichkeit, schwanger zu werden.

Buchstäblich vom Scheitel bis zur Sohle scheint sich alles zu verändern. Kein Wunder also, wenn sich Mädchen und Jungen auf dem Weg zum Erwachsenwerden von vielem überfordert fühlen.

Und dann sind da noch ganz neue Empfindungen, die Teenager aus der Bahn werfen können: die ersten Schmetterlinge im Bauch, der erste Liebeskummer, Eifersucht, überschwängliche Freude. Da kann man leicht den Halt verlieren.

Wie wirkt sich die Pubertät auf die Psyche aus?

Nicht nur der Körper verändert sich während der Pubertät, sondern auch die Psyche der Heranwachsenden. In dieser Phase erleben viele Jugendliche eine Achterbahn der Gefühle. Sie fühlen sich häufiger missverstanden, viele reagieren wütend oder provozieren, andere ziehen sich komplett zurück. Was steckt hinter dem Gefühlschaos?

Es ist genau das, was der 8-jährige Samu mit dem „Umbau des Gehirns“ beschreibt: Im Gehirn finden komplexe Umstrukturierungen statt. Neue Vernetzungen zwischen den Bereichen, die für Emotionen und bewusstes Handeln zuständig sind, bilden sich aus. Doch ausgerechnet in das Hirnareal, das für die sog. Metakompetenzen wie Affektkontrolle, Einfühlungsvermögen und Handlungsplanung verantwortlich ist, nämlich das Frontalhirn, steht am Ende der Umbauarbeiten. Die Folge sind Überreaktionen und unkontrollierte Gefühlsausbrüche.

Die Pubertät ist außerdem die Zeit, in der junge Menschen sich ausprobieren wollen, Grenzen überschreiten und besonders empfänglich sind für Reize aller Art. Viele probieren zum ersten Mal Alkohol, rauchen oder greifen heimlich zu Drogen. Dabei ist der Konsum etwa von Rauschmitteln jetzt besonders schädlich für ihre Entwicklung. Ähnlich problematisch: zu viel Medienkonsum. Stundenlanges Zocken, Werbung und die Flut von Informationen in den sozialen Medien können Spuren hinterlassen. Sie reichen vom Suchtverhalten über Bodyshaming und Essstörungen bis hin zu psychischen Erkrankungen.

Samus Schwester Lena kämpft schon bei Kleinigkeiten mit den Tränen, ist respektlos und lässt Nähe zu Eltern und dem kleinen Bruder kaum noch zu. Sie hadert mit der Entwicklung ihres Körpers, meidet Freunde und geht nicht mehr zum Training. Wo vorher große Innigkeit in der Familie herrschte, hat sich scheinbar eine Distanz aufgebaut.

So kannst du deinem Kind in der Pubertät helfen

Samus Familie hat inzwischen einen guten Weg gefunden, mit diesem Verhalten umzugehen. Mit viel Geduld und Verständnis, aber auch unter professioneller Anleitung versuchen die Eltern, die Tochter durch diesen bewegenden Lebensabschnitt zu begleiten.

Vielleicht erlebst du auch gerade diese aufregende und teils anstrengende Phase mit deinem pubertierenden Kind zu Hause? Dann bist du gut beraten, wenn du die Sorgen und Gefühle deines Teenagers ernst nimmst und versuchst, Verständnis für dessen Gemütsachterbahn zu entwickeln. Denn damit bewahrst du dir die Chance, der rettende Hafen für dein Kind zu bleiben.

Klare Verhaltensregeln und Absprachen können euch als Familie helfen. Eltern sind jetzt besonders gefordert, eine kluge Strategie zu entwickeln – im optimalen Fall im Dialog mit dem Nachwuchs.

Tipps für Eltern:

  • Nimm dein Kind ernst, höre ihm zu.
  • Biete ihm immer wieder das Gespräch an.
  • Stärke das Selbstbewusstsein deines Kindes.
  • Sprich mit deinem Kind über deine eigenen Gedanken und Sorgen.
  • Stelle gemeinsam mit deinem Kind Regeln auf, die beide Seiten einhalten sollten, z. B. Beleidigungen sind tabu, Uhrzeiten fürs Nachhausekommen, eine kurze Notiz für den anderen, wenn man das Haus verlässt.
  • Respektiert gegenseitig eure Privatsphäre.
  • Verabredet euch bewusst zu gemeinsamen Unternehmungen.

Zugegeben: Dass sich Probleme in der Pubertät immer ganz easy im Dialog lösen lassen, ist eine Idealvorstellung. Wie reagierst du, wenn dein Kind respektlos ist, regelmäßig Vereinbarungen missachtet und sich aggressiv verhält?

Tipps für Eltern:

  • Bewahre die Ruhe, wenn dein Kind laut wird.
  • Gib euch die Chance zum Rückzug nach einer Auseinandersetzung.
  • Setze Grenzen und erkläre mögliche Konsequenzen.
  • Sei konsequent, vermeide aber Bestrafungen und Demütigungen.
  • Zögere nicht, bei Bedarf professionelle Hilfe in Anspruch zu nehmen.
Du bist nicht allein mit deinen Sorgen. In Onlineforen und Gesprächsgruppen können sich Eltern von Teenagern austauschen, außerdem stehen euch im Bedarfsfall Beratungsstellen und Therapeuten zur Seite.

Die Zeit der Pubertät deines Kindes bringt dich unter Umständen an deine Grenzen – körperlich und physisch. Achte also unbedingt auch auf dich selbst und vernachlässige nicht deine Bedürfnisse! Wir zeigen dir, wie du dich erfolgreich gegen Stress wappnest.

Die Pronova BKK-Präventionsdatenbank bietet dir außerdem abwechslungsreiche Kurse für deine Fitness und dein Wohlbefinden.

Loslassen lernen

Die Pubertät deines Kindes ist auch für dich mit einem großen Lernprozess verbunden. Als Elternteil musst du akzeptieren, dass der Nachwuchs flügge wird, seinen eigenen Weg gehen und sich abgrenzen will. Nimm es nicht persönlich, wenn du gerade nicht mehr Bezugsperson Nr. 1 bist. Lerne stattdessen loszulassen und zu vertrauen! Für die Entwicklung deines heranwachsenden Kindes ist das unverzichtbar.

Pubertät: Eine Reifeprüfung für die ganze Familie

Denke immer daran: Jede Phase geht auch einmal zu Ende. Dank deiner einfühlsamen und vertrauensvollen Begleitung hat dein Kind die Chance, selbstbewusst und gestärkt aus dieser Lebensphase hervorzugehen. So viel ist sicher: Es wird manchmal turbulent, manchmal laut und dann ganz leise zugehen. Das ist normal. Und eure Beziehung wird danach eine andere sein. Am Ende seid ihr im besten Fall als Familie gereift. Der junge, erwachsene Mensch, der dann in ein paar Jahren vor dir steht, wird dir zeigen: Wow, das Durchhalten hat sich gelohnt!

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Kompass: Ambulante Hilfe bei psychischen Erkrankungen

Du beobachtest, wie sich dein Kind verändert, sich zurückzieht oder zunehmend aggressiv reagiert, und befürchtest, dass diese Krise über das „normale Maß“ hinausgeht? Und was heißt schon „normal“? Mit Kompass bekommt ihr Hilfe. Das Programm richtet sich an Kinder und Jugendliche zwischen 14 und 18 Jahren in einer akuten psychischen Belastungssituation.