Jodmangel: Wann sind Jodtabletten sinnvoll – wann nicht?

Deine Schilddrüse braucht Jod, um arbeiten zu können. Am besten nimmst du das Spurenelement mit der Nahrung zu dir. Gelingt das nicht ausreichend, können Tabletten helfen. Doch wann sind sie sinnvoll? Wann nicht?

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Deine Schilddrüse braucht Jod, um arbeiten zu können. Am besten nimmst du das Spurenelement mit der Nahrung zu dir. Gelingt das nicht ausreichend, können Tabletten helfen. Doch wann sind sie sinnvoll? Wann nicht?

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Jodmangel: In Deutschland keine Seltenheit

Jod ist lebensnotwendig für deinen Körper – und dieser kann das Spurenelement nicht selbst produzieren. Darum müssen wir darauf achten, täglich eine ausreichende Menge mit unserer Nahrung zu uns zu nehmen. Dass das vielen nicht mehr gelingt, zeigt das Ergebnis einer Langzeitstudie des Robert Koch-Instituts (RKI) im Auftrag des Bundesministeriums für Ernährung und Landwirtschaft (BMEL): Das sogenannte Jodmonitoring ergab nämlich, dass in Deutschland milder Jodmangel herrscht. Ein gutes Drittel aller Erwachsenen bekommt täglich zu wenig Jod, bei Kindern und Jugendlichen sind es sogar 44 %. Die Zahl derer, die nicht genug Jod zu sich nehmen, ist steigend.

Das sind typische Symp­tome bei Jodmangel

Jodmangel entsteht nicht von heute auf morgen – es ist ein schleichender Prozess, denn eine gesunde Schilddrüse baut sich immer eine Jodreserve auf. So kann sie es einige Monate überbrücken, wenn deine tägliche Jodzufuhr über die Nahrung zu gering ist. Doch irgendwann ist die stille Reserve aufgebraucht – ein Jodmangel entsteht. Es gibt unterschiedlichste Symptome, die darauf hindeuten können:

  • Müdigkeit und hohes Schlafbedürfnis
  • Konzentrationsstörungen
  • Haarausfall
  • Blasse und trockene Haut
  • Heisere Stimme
  • Zunehmende Kälteempfindlichkeit
  • Wassereinlagerungen
  • Störungen des Fettstoffwechsels
  • Gewichtszunahme
  • Depressionen
  • Zyklusstörungen
  • Kropfbildung (Struma)

Tust du nichts gegen Jodmangel, kann das langfristig Folgen für deine Gesundheit haben – z. B. kann eine Schilddrüsenunterfunktion entstehen, die zahlreiche Stoffwechselvorgänge in deinem Körper beeinträchtigen kann.

Ob du ausreichend Jod im Körper hast, kann am besten deine Hausärztin oder dein Hausarzt mithilfe einer Blut- oder auch einer Urinuntersuchung klären.

Kann zu viel Jod schädlich sein?

Ja! Wenn du z. B. eine noch unerkannte oder nicht behandelte Schilddrüsenüberfunktion hast, kann diese dadurch verschlimmert werden. Hast du eine normal funktionierende Schilddrüse, kann ein Zuviel ebenfalls eine negative Wirkung haben. Es kann langfristig die Produktion von Schilddrüsenhormon hemmen – auf Dauer droht eine Unterfunktion oder ein Kropf. Tatsächlich gilt die Empfehlung für Erwachsene, nicht mehr als 500 mg (Mikrogramm) Jod am Tag einzunehmen. Niedrig dosierte Jodtabletten überschreiten diese Dosis nicht, sondern liegen bei nicht mehr als 200 mg.

Hoch dosierte Jodtabletten kommen nur in extremen Ausnahmesituationen infrage: Sie sollen die Schilddrüse nach einem nuklearen Zwischenfall vor Radioaktivität schützen. Bei dieser sogenannten Jodblockade soll mithilfe von bis zu 70 mg Kaliumjodid pro Tablette verhindert werden, dass sich radioaktives Jod in der Drüse festsetzt und sie schädigt. Diese Art der Jodtabletten eignen sich zudem nur für Menschen bis 45 Jahre, da danach die Gefahr von Nebenwirkungen zu hoch ist. Generell gilt: Du solltest solche Joddosen auf keinen Fall ohne vorherige ärztliche Unterstützung einnehmen.

Jod-Supplementierung: Für diese Risikogruppen eine Option

Deinen Jodbedarf kannst du über eine ausgewogene Ernährung decken. Hohe Mengen an Jod stecken vor allem in einigen Seefisch- und Meeresfrüchtearten. Wer das nicht mag, hat es schon deutlich schwerer. Zum Vergleich: Um etwa 300 mg Jod aufzunehmen, müsstest du laut dem Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft z. B. etwa 109 g Kabeljau essen. Bei Spinat und Hühnereiern der Größe M wären es unglaubliche 2,14 kg und 53 Stück am Tag. Aus diesem Grund gibt es in Deutschland mit Jod versetztes Speisesalz, mit dem du kochen kannst und das auch oft bei der Herstellung von vielen weiteren Lebensmitteln eingesetzt wird.

Die Einnahme von Jodtabletten kann dann sinnvoll sein, wenn deine Ärztin oder dein Arzt einen schweren Jodmangel feststellt und klar ist, dass du über deine Nahrung dauerhaft nicht genug des Spurenelements bekommst. Eine solche Supplementierung – so lautet der Fachbegriff – solltest du aber nie ohne medizinische Begleitung starten. Denn ein Zuviel an Jod kann sich negativ auf deine Gesundheit auswirken.

Es gibt Gruppen, die ein erhöhtes Jodmangelrisiko haben und ärztlich abklären sollten, ob es sinnvoll für sie ist, Jodtabletten einzunehmen. Hier die wichtigsten:

Meerwasser enthält Jod, das über Verdunstung und Regen in die Böden und ins Grundwasser gelangt. Wenn du in weit entfernten oder höher gelegenen Gegenden lebst und nicht sicher bist, ob du durch deine Ernährung ausreichend Jod bekommst, solltest du das vorsorglich ärztlich checken lassen.

Da viele tierische Jodlieferanten wegfallen, ist für diese Menschen die Mangelgefahr erhöht. Eine Alternative können Algen sein. Die solltest du jedoch aufgrund des teilweise sehr hohen Jodgehalts auch nur in Maßen verzehren.

Jodmangel kann schwere Entwicklungsstörungen beim Kind verursachen, darunter Kleinwüchsigkeit, Kretinismus inklusive Taub- und Blindheit, geistige Entwicklungsstörungen oder sogar Fehl- und Totgeburten. Um dem vorzubeugen, empfiehlt die Wissenschaft dir während der Schwangerschaft etwa 230 mg Jod täglich, in der Stillzeit sind es sogar 260 mg. Das gelingt nicht immer über die Nahrung. Manchmal kann ein ärztlich verordnetes gering dosiertes Jodpräparat hilfreich sein.

Bei Kindern und Jugendlichen kann ein erhöhter Jodbedarf entstehen. Da die Schilddrüsenhormone zahlreiche wichtige Prozesse im Körper steuern, werden beispielsweise bei Wachstumsschüben während der Pubertät auch die Funktionen der kleinen Drüse stark beansprucht und es kann zu Jodmangel kommen. Gerade in dieser Phase reagiert dein Körper sehr empfindlich auf Jodmangel – es kann zu Kropfbildung, Atem- und Schluckbeschwerden, Müdigkeit, Lern- und Konzentrationsstörungen kommen. Auch das Risiko, an Arteriosklerose zu erkranken, steigt.

Leidest du an dieser Erkrankung, also z. B. einer durch den Jodmangel vergrößerten Schilddrüse oder gar einem Kropf (Struma), kann es sinnvoll sein, bei ärztlicher Empfehlung neben Schilddrüsenhormonen auch Jodpräparate einzunehmen.

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