LSD-Microdosing: Harmloses Hirndoping oder gefährlicher Trend?

Kreativ, leistungsfähig, gut drauf: Die Einnahme kleiner LSD-Mengen hat zunehmend Anhänger*innen. Unter anderem in der Start-up-Szene ist Microdosing beliebt. Wir erklären dir, wie gefährlich die Droge ist.

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Kreativ, leistungsfähig, gut drauf: Die Einnahme kleiner LSD-Mengen hat zunehmend Anhänger*innen. Unter anderem in der Start-up-Szene ist Microdosing beliebt. Wir erklären dir, wie gefährlich die Droge ist.

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Das ist LSD-Microdosing

Der Name LSD ist die Abkürzung für den chemischen Begriff Lysergsäurediethylamid. Es handelt sich um ein Halluzinogen – das bedeutet, dass die Substanz sich stark auf unsere Psyche und darauf auswirken kann, wie wir Dinge wie Farben, Musik, aber auch den eigenen Körper oder andere Menschen wahrnehmen. Entwickelt wurde LSD im Jahr 1938 im Auftrag eines Pharmaunternehmens. Ursprünglich sollte es ein Mittel sein, das den Kreislauf in Gang bringt – doch dafür wurde es schnell als ungeeignet verworfen. Wegen seiner halluzinogenen Wirkung wurde LSD bis in die Sechzigerjahre zur „seelischen Auflockerung“ von Patient*innen in der Psychotherapie verwendet. Dann entwickelte sich LSD zur Szenedroge, die besonders von jungen Menschen beim Feiern zur Bewusstseinserweiterung genommen wurde. Die Folge: LSD wurde in vielen Ländern als illegale Droge eingestuft. Auch bei uns in Deutschland fällt LSD unter das Betäubungsmittelgesetz.

Trotzdem hat sich in den letzten Jahren wieder eine Szene gebildet, deren Ursprung unter anderem in amerikanischen Technologie-Start-ups lag. LSD-Microdoser*innen glauben, dass sich die regelmäßige Einnahme von kleinsten Mengen positiv auf ihre Kreativität und mentale Leistungsfähigkeit auswirkt – und das, ohne dass die für LSD typischen Halluzinationen auftreten. Sie berichten, dass die Droge bei ihnen Stress mildert und negative Gefühle dämpft. Sie beschreiben die Wirkung wie eine Art Hirndoping.

So wirkt LSD auf das Gehirn

Halluzinogene wie LSD beeinflussen etliche Regionen in deinem Gehirn, darunter Bereiche, die für das Denken und die persönliche Wahrnehmung zuständig sind. Die Substanzen docken an dieselben Rezeptoren in unserem Gehirn an wie das sogenannte Glückshormon Serotonin. Die Rezeptoren kommen in großen Mengen in den Regionen vor, die für unsere Lern- und Gedächtnisleistung zuständig sind.

Doch ganz so harmlos, wie es klingt, ist LSD nicht. Untersuchungen zufolge können erste psychedelische Wirkungen schon auftreten, wenn man nur sehr geringe Mengen LSD zu sich nimmt. Forscher*innen zufolge können bei einer 70 kg schweren Person dafür etwa 1,75 mg ausreichen. Dann können folgende Wirkungen auftreten:

  • Optische Halluzinationen bei offenen oder geschlossenen Augen
  • Intensivere Farbwahrnehmung
  • Erhöhte Geräuschempfindlichkeit
  • Synästhesien: Konsument*innen nehmen beispielsweise Töne und Musik als Farben wahr
  • Verzerrte Wahrnehmung von Objekten – diese scheinen zu „atmen“ oder zu „fließen“
  • Verzerrtes Zeitempfinde
  • Auftauchen verdrängter Erinnerungen und Emotionen
  • Euphorie, gesteigertes Einfühlungsvermögen
  • Gefühl der „Verschmelzung“ mit dem Universum

LSD als Antide­pressivum?

Tatsächlich gibt es unter anderem in Neuseeland, in den USA und in der Schweiz Wissenschaftler*innen, die erforschen, ob LSD wegen seiner angstmindernden und empathiesteigernden Wirkung bei Depressionen helfen kann. Interessant an der Substanz finden die Forscher*innen vor allem, dass die Wirkung deutlich schneller einsetzt als bei heute gängigen Psychopharmaka. Letztere benötigen oft bis zu 2 Wochen, bis ein Mensch mit Depressionen einen deutlichen Effekt spürt. Die meisten Untersuchungen konzentrieren sich aber auf die Einnahme von einzelnen und dafür höher dosierten LSD-Mengen. Ob LSD in Microdosing-Mengen wirklich die positiven Wirkungen auslöst, die bei der Behandlung von Depressionen helfen können, ist bisher nicht klar. Das bedeutet, dass auch die Erfahrungen, die überzeugte Microdoser*innen beschreiben, von vielen Wissenschaftler*innen als subjektiv bewertet werden.

Negative Effekte: Das kann LSD auslösen

Wie ein LSD-Rausch verläuft, hängt laut Studien von der eigenen Erwartungshaltung und dem aktuellen Gemütszustand ab. Ist jemand in schlechter Stimmung oder hat sogar Angst, kann es sein, dass sich diese Gefühle durch die Einnahme noch verstärken. Auch Lärm und Unruhe und unangenehme Menschen in der näheren Umgebung können sich negativ auswirken. Dann können auch negative und lebensgefährliche Effekte auftreten:

  • Verwirrung
  • Panikattacken und Angstzustände
  • Schwindelgefühle
  • Psychosen
  • Selbstmordimpulse

Macht LSD-Microdosing süchtig?

Nach bisherigem Stand der Forschung sollen Psychedelika wie LSD und halluzinogene Pilze – auch als „Magic Mushroom“ bekannt – keine körperliche oder psychische Abhängigkeit verursachen. Trotzdem kann die regelmäßige Einnahme von LSD-Mikrodosen Nebenwirkungen haben – z. B., wenn sich deine Stimmung, Kreativität und Stressresistenz dadurch nicht so verbessert, wie du es dir erhoffst. Dann kann es passieren, dass jemand absichtlich eine Überdosis einnimmt – und die kann eine bereits negative Stimmung dann weiter verstärken. Eine aktuelle Studie aus Neuseeland hat das Microdosing an gesunden Menschen untersucht. Viele Proband*innen berichteten, sich an den Tagen „besser“ zu fühlen, an denen sie eine Mikrodosis LSD eingenommen haben. An Tagen ohne LSD hatten etliche den Eindruck, wieder unzufriedener zu sein. Andere Proband*innen brachen die Studie ab, weil ihnen die Wirkung nicht gefiel.

Ob LSD-Microdosing über einen regelmäßigen Zeitraum organische Schäden auslösen kann, ist noch nicht erforscht. Unter anderem wird vermutet, dass es zu einer Verdickung und zu Störungen bei den Herzklappen kommen könnte.

Das Fazit: Bisher ist nicht geklärt, welchen Einfluss regelmäßiges LSD-Microdosing auf deinen Körper oder deine Psyche haben kann. Und, ganz wichtig: LSD gilt weiterhin als Droge und ist nicht uneingeschränkt legal. So können demjenigen, der die Substanz besitzt, Geld- und Haftstrafen drohen.

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